Freunde des Voga Veneta Vienna

des Ersten Wiener Gondelverein

Voga Veneta  bedeutet  venezianisch Rudern

Gegen Ende des 5.Jahrhunderts nach Christus begannen die Westgoten in Oberitalien einzufallen, denen dann die Hunnen, die Langobarden und die Awaren in den nächsten beiden Jahrhunderten folgten. Die ansässige venetische Bevölkerung begann auf den Inseln der adriatischen Lagunen Schutz zu suchen. So entstanden in den folgenden Jahrzehnten die Orte Grado, Torcello, Murano, Burano, Malamocco und auch Venedig .

Lagune Nord Barene und Gebhis

Die Lagune war aber schon mindestens 1000 Jahre vorher von Fischern und Salzbauern besiedelt, die sich so wie die neuen Siedler mit Ruderbooten fortbewegen mußten. Circa 11% der Lagune ist dauerhaft mit Wasser bedeckt - der Rest sind entweder Inseln oder überwiegend Watt- und Marschland (Sand- und Schlammbänke, Barene, Velme, Gebhis und Canali) das sich mit Flut und Ebbe laufend verändert. Daraus ergab sich die Notwendigkeit beim Rudern ständig nach vorne zu schauen, um nicht laufend im Schlick stecken zu bleiben.

Valesana in der Lagune

In den Booten, wie wir sie von unseren heimischen Gewässern kennen, sind die Ruder in einer Gabel oder einer Ausnehmung in der Bordwand drehbar befestigt. Man verwendet jeweils ein Ruder links und eines rechts. Der Ruderer sitzt mit dem Rücken zum Bug auf einer Bank und pendelt mit dem Oberkörper beim Rudern weit vor und zurück. Gesteuert wird indem man auf einer Seite kräftiger rudert. Um zu sehen wohin man rudert muß man sich laufend umdrehen.

In der Lagune und erst recht in den Kanälen von Venedig mußte man aber das Wasser vor dem Bug sehen und das ist sitzend, mit dem Gesicht nach vorne, nur mit Stechpaddeln in kleinen Booten möglich. So war das stehend Rudern eine zwangsläufige Entwicklung. Dafür brauchte man aber längere Ruder und einen Ausleger der den Drehpunkt höher legt. Dazu wurde ein Brett an der Bordwand befestigt, das 20 bis 40 cm über sie hinausragte. Am oberen Ende des Brettes war eine halbkreisförmige Ausnehmung, nach oben offen, sodass man das Ruder dort einlegen, aber auch schnell wieder für bestimmte Manöver herausnehmen konnte. Daraus hat sich dann die Forcola , ein kunstvoll geschnitzter Holzblock , entwickelt.

Sandolo auf Brenta

Im Laufe der Jahrhunderte entstanden für die unterschiedlichsten Aufgaben und Tätigkeiten in der Stadt und in der Lagune zirka 35 verschiedene Bootstypen, die durch ihre leichte Bauweise und den flachen Boden geeignet waren die Untiefen der Lagune zu passieren. Sie wurden aber alle mit der gleichen Technik gerudert. Viele der Typen konnten bei günstigen Winden auch gesegelt werden. Leider gibt es aus der Frühzeit keine Informationen, weder übers Rudern, noch über die Boote. Die ersten brauchbaren Bilddokumente stammen aus den Jahren 1498 und 1500 von Carpaccio und Bellini.

Die Popa ist das Heck des Bootes und der, der am nähesten beim Heck rudert, ist der Popiere. Es gibt vier verschiedene Situationen oder Positionen in denen man sich beim venezianisch Rudern befinden kann:

1) Man rudert vor dem Popiere auf der linken oder rechten Seite. Das ist die Art die man sehr schnell und leicht erlernen kann, mit der man bald Freude am Rudern findet. Der, der am nähesten zum Bug steht gibt das Tempo an. Die anderen richten sich danach.

2) Man rudert als Popiere in einer 2er, 3er oder 4er Mannschaft. Der Popiere rudert immer auf der rechten Seite und muß das Boot gleichzeitig auch steuern. Da ist schon einiges an Erfahrung notwendig.

3) Der Popiere rudert alleine. Er muß nach jedem Ruderstoß die Drehbewegung des Bootes wieder abfangen. Dazu gibt es drei verschiedene Techniken die dann schon einige Erfahrung und Übung erfordern, da man mit dem Korrigieren das Boot wieder ein bisschen abbremst.

4) Man rudert "Valesana", das heißt man rudert alleine in einem kleineren Boot, man hat zwei Forcola und zwei Ruder, mit denen man über Kreuz rudert. Das heißt, mit der rechten Hand führt man das linke Ruder und umgekehrt. Diese Technik erfordert aber schon sehr viel Erfahrung und Übung.

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